Wer sich ein wenig mit Spielen beschäftigt, wird wohl nur schwer an The Walking Dead vorbei gekommen sein. Das Spiel des Jahres 2012 begeisterte Weltweit Millionen. Solch tiefgreifende Gefühle für die Charaktere einer Geschichte riefen bei mir lediglich zwei Titel hervor. Final Fantasy X und Heavy Rain. Beides meiner Meinung nach absolute Ausnahmespiele! Jedoch aus unterschiedlichen Gründen, welche ich vllt in Zukunft näher ausführen werde. Dieser Post beschreibt nur die ersten 5 Episoden der 1.Staffel.
Telltale`s The Walking Dead ist eine Art Comic/ Click and Point Adventure/ Drama/ Interaktiver Film. Ich bin mir nicht sicher ob es wirklich ein bestimmtes Genre gibt, in welches dieses Spiel passt. Es ist einfach anders, es lässt uns lachen, bangen, und unser Gewissen wird auf eine harte Probe gestellt. Doch vor allem lässt es uns Eines. Es lässt uns tiefgreifende Gefühle spüren. Gefühle die so tief gehen, dass nicht wenige verzweifelt weinen und oftmals nicht wissen, wie oder wann sie nicht mehr nur ein Spiel oder einen Avatar spielen, sondern sich selbst. Nie zuvor schleppte ich einen Charakter durch 5 Episoden, nur um einem anderen zu retten. Egal was mit mir passiert, ob Tod oder Leben, ein anderer Charakter darf nicht sterben. Normalerweise nimmt Selbstlosigkeit in Videospielen keine große Rolle ein, da es auch schon die Spielmechanik nicht zulässt, in diesem Fall aber wird uns aufgezeigt, dass auch solche Dinge möglich sind. Allein dafür verbeuge ich mich vor Telltale. Es ist diese gewisse Art des Understatements, welches uns die wichtigen Dinge zeigt. Das Spiel sticht durch den Comicstil grafisch nicht heraus, sondern wirkt eher schlicht. Das schlicht aber auch Kunst sein kann, erfahren wir ein uns andere mal. Das Hauptaugenmerk liegt auf der unsagbar tiefen Geschichte, den so menschlich wirkenden Charakteren und den vielen Gesprächen. Ich konnte Szenen sehen, in denen ein Synchronsprecher des Spiels während den Aufnahmen zu weinen begann. Das eine Geschichte so großartig und nah am menschlichen Sein erzählt werden kann, zeigt diese Tatsache neben vielen Weiteren deutlich auf. Es ist auch eine nahezu zermürbende Art, welches dieses Spiel an sich hat. Charaktere sterben, doch die Geschichte geht weiter. Wir haben schwere Entscheidungen getroffen die große Einschnitte in die Story bringen und die wir im Nachhinein lieber anders getroffen hätten, doch die Geschichte geht weiter. Egal wie sehr sie einen immer wieder mitnimmt, sie geht weiter. Stellenweise war es wirklich schwer überhaupt noch weiter zu spielen, bei all dem Leid was uns gezeigt wird und für das wir teilweise sogar selbst verantwortlich sind. Doch es ist diese eine Person für die sich all das lohnt..
Haben wir diesen Part gemeistert, landen wir nach der Flucht über einen Zaun im Garten eines Hauses. Glücklicherweise sind die Zombies im Spiel weder intelligent noch schnell zu Fuß. Während wir uns umsehen und Hinweise sammeln, können wir immer auch Lee`s Gedanken hören, welche uns oftmals als eine Art Hilfestellung dienen, aber auch die Meinungen oder Gefühle des Charakters offenlegt. Im inneren des Hauses finden wir ein Funkgerät, über das wir Kontakt mit einer ganz offensichtlich ängstlichen Person reden. Durch eine Unterhaltung erfahren wir, das wir mit einem Kind reden. Clementine. Allein dieser Name zaubert unzähligen Spielern ein Lächeln ins Gesicht, lässt aber zugleich an all das erinnern, was im Spiel noch folgt.
Nachdem wir mit ihrer Hilfe einen weiteren Zombie erledigt haben, treffen wir das kleine Mädchen. Sie ist allein und wartet auf die Rückkehr ihrer Eltern. Das diese wohl nicht wiederkommen haben wir bereits vorher auf dem Anrufbeantworter hören müssen. Wir beschließen ab sofort gemeinsam den weiteren Weg zu gehen und uns auf die Suche nach Clementines Eltern zu machen. Im Grunde wäre damit die Geschichte erzählt. Doch Telltale schickt uns auf eine Reise voller großartiger Momente, die viele nie vergessen werden. Unser Weg führt uns zu Freunden, die innerhalb von Videospielen in solch einer Form noch nie dagewesen sind, zu Feinden, welche so unscheinbar wirken, dass wir sie nicht einmal erkennen bis es zu spät ist und zu Menschen, die vllt Freunde hätten werden können, hätten wir nicht ein ums andere mal Entscheidungen treffen müssen, welche über Leben oder Tod entscheiden. Es sind oftmals einfache Situationen, welche uns vergessen lassen, dass wir nur ein Spiel spielen. Besonders Clementine wächst uns mit ihrer ganz besonderen Art schnell ans Herz. Sie hat keine Superkräfte oder erledigt alleine Heerscharen von Zombies. Sie ist einfach nur ein kleines Mädchen das Angst hat, das weint wenn es einen Splitter im Finger hat, ein kleines Mädchen, welches viele Entscheidungen oder Handlungen nicht versteht - weil sie einfach ein kleines Mädchen ist. Ihre naive, kindliche Art brachte mich aber auch oft zum lachen. So wurde ich in Mitten einer aufkeimenden Schlägerei von ihr unterbrochen, da sie dringend auf Toilette musste und Angst hatte alleine zu gehen. Oder als ich ihr die Haare schnitt, damit sie für Zombies nicht zu leicht zu schnappen ist und sie weinte, das sie von nun an nicht mehr hübsch aussehen würde.
In dieser so trostlosen, gewalttätigen Welt, ist sie der Anker zur Menschlichkeit. Sie zeigt uns immer wieder auf, wie wir sein sollten und lässt uns jede Entscheidung, ja sogar die Wortwahl in Gesprächen doppelt und dreifach überlegen. Immer wieder tauschen wir uns mit ihr aus, lernen voneinander und helfen uns in allen Belangen. Ich weiß nicht ab welchem Punkt ich begann nicht mehr für das Vergnügen an Videospielen oder zum Zeitvertreib zu spielen, sondern nur um Clem nicht alleine in dieser schrecklichen Welt zu lassen. So unsagbar toll jeder einzelne der Charaktere in der Geschichte ist, Clementine ist und bleibt etwas ganz besonderes. Unsere Freunde, einige mehr, andere weniger, wachsen uns ebenfalls sehr ans Herz. Allen voran Kenny, ein Familienvater aus Florida der sein Herz auf der Zunge trägt und uns oftmals in heikle Situationen brachte, jedoch auf seine ganz eigene Art unverwechselbar und einzigartig ist. Sein Schicksal ist wie viele andere etwas ganz besonderes, aber leider nicht weniger tragisch. Selten wurde ich in einem Spiel vor eine solch grausame Entscheidung gestellt, wie es in diesem Fall, mit Kenny war. Vor welche ich gestellt wurde und wofür ich mich entschieden habe, werde ich an dieser Stelle nicht sagen.
Was ich allerdings sagen kann, ist das diese Geschichte von jedem selbst erlebt werden sollte. Solch tiefgründige Charaktere, diese wirklich gelungenen und herzzerreißenden Schicksale. Allein dafür würde es sich lohnen. Aber auch die vielen, ernsthaft durchdachten und nie langweilig werdenden Gespräche, lassen den Spieler in diese Geschichte eintauchen, wie es in vielen anderen Spielen zuvor nur sehr selten der Fall war. Ein muss für jeden Spieler der tiefgreifende Geschichten und ernsthafte Emotionen in Videospielen mag.
Danke Telltale! Danke Kenny! Aber vor allem.. Danke Clem!
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